Ein geschlossener Fonds sammelt in der Zeichnungsphase Geld von den Anlegern, investiert dieses in Anlageobjekte und wird dann geschlossen. Seine Anteile sind de jure nicht börsentäglich handelbar, daher unterliegt er nicht der betriebswirtschaftlichen BaFin-Prüfung. Diese untersucht allerdings die formale Richtigkeit des Prospektes.
Anteile von geschlossenen Fonds werden am „grauen“ Kapitalmarkt zwischen den Anlegern – meist über Finanzmakler gehandelt. Die Ursachen liegen aufseiten der Verkäufer im Wunsch nach Liquidität, aufseiten der Käufer im Wunsch, an der zu erwartenden Wertentwicklung des Fonds zu partizipieren, auch wenn dieser schon geschlossen wurde. Dass dieser Kapitalmarkt als “grau” bezeichnet wird, hat nichts mit seiner Legalität oder Seriosität zu tun, es heißt lediglich, dass der Handel nicht über die Börse stattfindet. Ein Privatanleger kann also beispielsweise nicht per Online-Broker einen Anteil an einem geschlossenen Fonds erwerben.
Geschlossene Fonds wurden in ihrer Rechtsform entwickelt, um einzelne, abgegrenzte Projekte zu finanzieren, also beispielsweise eine Fabrik zu errichten oder ein Schiff zu bauen. Offene Fonds investieren laufend in neue Objekte und verkaufen auch Anteile. Das ist der prinzipielle Unterschied.
Ein offener Fonds könnte also in jede neue Windmühle investieren, die gegenwärtig in der Nordsee errichtet wird (eine clevere Anlageidee, gibt es das schon?), er könnte auch die Anteile wieder verkaufen, wenn sie im Wert gestiegen sind, um mit dem freien Kapital doch lieber in die Solarenergie in Baden-Württemberg zu investieren.
Der geschlossene Fonds hingegen investiert zum Beispiel in 10 Offshore-Windmühlen, schüttet 10 Jahre lang Renditen aus, die sich durch die Stromerzeugung ergeben, und verkauft die – wahrscheinlich im Wert gestiegenen Anteile – nach 10 Jahren, während sich die Windmühlen vollständig amortisiert haben. Der Windmühlenbetreiber könnte die Anteile aufkaufen, damit schuldenfrei werden und so seine Finanzierung über den Fonds realisiert haben, tausend Mal besser als über eine ängstliche Bank. Alle haben etwas verdient und sind zufrieden.
Die Anleger warten freilich zehn Jahre auf den Gewinn, der in solchen Fällen oft in der Region um 250 Prozent kalkuliert wird (kumulierte 10 Prozent jährlich). Als Altersvorsorge ist das Top, es muss dem Anleger nur bewusst sein, dass ein Fonds prinzipiell auch Verluste erleiden kann. Es wäre falsch, das zu verschweigen. Darüber hinaus ist die Investition steuerlich abzugsfähig.
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